Viele Bildungseinrichtungen schließen derzeit für wenige Wochen, um die Verbreitung von Covid-19 zu verlangsamen. Dazu kommen immer neue Botschaften zu Veranstaltungsabsagen, Hamsterkäufen und Reiseverboten. Die aktuelle Lage ist stressig und mit besonders viel Unsicherheit verbunden.
Größter Feind - die Langeweile
Während einige Arbeitnehmer:innen und Selbstständige um ihre berufliche Zukunft bangen, können sich andere Branchen vor Arbeit kaum retten. Wenn das öffentliche Leben immer weiter eingeschränkt wird, wandelt sich die Ungewissheit in Langeweile. Womit die Zeit verbringen, wenn Hobbies, Verwandtenbesuche und Reisen nicht mehr möglich sind?
Krisenforscher Frank Roselieb sagt in einem Interview auf tagesschau.de: „Wenn Menschen jetzt zu Hause bleiben müssen, beschreiben die, dass ihr größter Feind gerade die Langeweile ist und nicht die Gesundheit oder der eigene Körper“. Damit adressiert er die Probleme, mit denen viele in den nächsten Wochen konfrontiert sein werden.
Unser Didaktik-Team hat sich über die Gestaltung der „Krise“, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel die jetzige Situation bezeichnet, vor dem Wochenende einige Gedanken gemacht, wie könnte Lernen für Erwachsene in den kommenden Wochen aussehen?
Aus unserer Sicht gibt es zwei Möglichkeiten: Es wäre möglich, jetzt Vollgas zu geben und zum Beispiel in kurzer Zeit eine komplett neue Sprache zu lernen – unterstützt durch Spachlern-Apps oder ganz klassisch mit Buch und Lern-CD. Alternativ dazu gibt es das Gegenteil, nämlich ein entschleunigtes Lernen. Und darin liegt unserer Meinung nach ein riesiges Potential, insbesondere in dieser Zeit in der wir gezwungener Maßen die Gelegenheit bekommen, uns mit weniger Ablenkung zu vergnügen.
Die Arbeit mit dem edubreak®SPORTCAMPUS
Im edubreak®SPORTCAMPUS wird hauptsächlich durch die Arbeit mit Videos gelernt. Darunter wird nicht die klassische Analyse dieser Videos verstanden, sondern vor allem das Beobachten und gezielte Sehen von relevanten Informationen trainiert – die Reflexion von Videos. Die Videos werden in der Praxis aufgenommen und im SportCampus innerhalb der Lerngruppe kommentiert.
Nun ist es aufgrund der Trainingsabsagen aktuell nicht möglich, das Training im Sport zu videografieren, weshalb die Arbeit mit frischen Videos wegfällt. Aber wir haben festgestellt, dass sie gar nicht zwingend notwendig sind. Da fast alle im Sport mit Video arbeiten, gibt es sicher auch alte Aufzeichnungen, die jetzt mit ein wenig Abstand betrachtet wieder richtig interessant werden können.
Wenn man das Video vor einigen Monaten schon mal unter einem bestimmten Aspekt angeschaut, womöglich einen Kommentar gesetzt hat, kann sich das Video jetzt noch einmal anschauen. Würde die Situation wieder gleich beurteilt werden oder möglicherweise durch neue Erfahrungen und gewonnenes Wissen anders?
Der Unterschied zwischen der Analyse vor einigen Monaten und einer aktuellen Analyse ist der größere Wissens- und Erfahrungsschatz, auf welcher die Reflexion basiert. So kann auf gänzlich neue Aspekte eingegangen werden oder auf ein tieferes Verständnis des Videoinhaltes zurückgegriffen werden. Die neue Reflexion wird damit gewinnbringend und kann sich positiv auf die zukünftige Praxis auswirken.
Noch interessanter ist allerdings die Metareflexion. Dabei stellt sich der Reflektierende die Frage, weshalb er heute zu anderen Schlüssen als in der früheren Reflexion kommt. Welche Erfahrungen liegen zwischen damals und jetzt?
Metareflexion als Lernmethode
Wenn e-Portfolios zur Dokumentation des Lernerfolgs genutzt wurden, kann dies als Grundlage für die erneute Reflexion auf Metaebene dienen. Es ist sogar möglich, die Lernzuwächse im Kurs mit der Zeit in der Praxis zu vergleichen. Nachfolgend haben wir nun 10 Reflexionsfragen zusammengestellt, die du in einer ruhigen Minute ganz für dich beantworten könnt:
- Wie schätze ich meinen eigenen Wissensstand zum Thema ein?
- Was sehe ich heute anders als früher?
- Welche Erkenntnis habe ich in einem Kurs gewonnen, die mich heute noch prägt?
- Welcher Satz/Videoausschnitt ist mir heute immer noch im Kopf?
- Welcher Kursinhalt hat mir überhaupt nichts gebracht?
- Welche Erfahrungen habe ich mit der Anwendung der Kursthemen gemacht?
- Was habe ich zu dem Thema nach dem Kurs dazugelernt?
- Wenn ich den Kurs noch einmal besuchen würde, was würde ich anders machen?
- Welche Inhalte möchte ich noch einmal vertiefen?
- Was sind meine nächsten Schritte?
Aus der letzten Frage generierst du dir idealerweise einen sogenannten Action-Plan. Darin haltest du fest, was dein Lernziel ist, wie du es erreichen willst und bis wann du den Plan umgesetzt haben kannst. Jede Krise bietet auch immer eine Chance zu wachsen.