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Der Nachwuchs bröckelt – was tun?
Sie sind engagiert, zuverlässig und bereit, Verantwortung zu übernehmen: Junge Schiedsrichter:innen sind das Rückgrat des Sports von morgen. Doch viele von ihnen kehren dem Ehrenamt nach wenigen Jahren wieder den Rücken. Die Gründe dafür sind ebenso vielfältig wie alarmierend:
- Zu wenig Begleitung beim Einstieg
- Unsicherheit auf dem Platz
- Mangelnde Wertschätzung
- Hohe Anforderungen bei wenig Flexibilität
Und nicht zuletzt: Veraltete Ausbildungsformate, die kaum auf ihre Lebensrealität eingehen.
Im Rahmen unseres Webinars „Schiedsrichterwesen im Umbruch – Erfolgsrezepte für die Zukunft“ haben wir die Teilnehmenden gefragt:
„Worin siehst du aktuell die größte Herausforderung im Schiedsrichterwesen?“

Herausforderung Nachwuchsgewinnung und Überalterung
Die Antwort war eindeutig: Ein Großteil der Teilnehmenden nannten die Nachwuchsgewinnung als dringendstes Problem. Dicht gefolgt von: Veralteten Ausbildungsformaten und fehlender Motivation und Bindung junger Schiris.
Diese Einschätzungen spiegeln sich auch im aktuellen Sportentwicklungsbericht 2020–2022 wider: Dort wird die Sicherung des ehrenamtlichen Engagements – insbesondere von Schieds- und Kampfrichter:innen – als zentrales Thema für die Zukunftsfähigkeit des Sports benannt.
Ein Blick in die Daten zeigt: Die Altersstruktur der Schiedsrichter:innen ist sportartübergreifend überaltert, nur 1 % sind unter 18 Jahre alt, der Großteil ist über 40 Jahre alt. Dazu kommt, dass gerade jüngere Engagierte ihre Tätigkeit oft aufgrund von Zeitmangel infrage stellen. Wenn Nachwuchs fehlt und das Engagement abnimmt, steht nicht nur der Spielbetrieb auf dem Spiel, sondern auch das soziale Gefüge im Vereinssport. Umso wichtiger ist es, die Bildungsarbeit rund um das Schiedsrichterwesen zu modernisieren – mit Formaten, die junge Menschen ansprechen, sie unterstützen und ihnen echte Entwicklungsperspektiven bieten.
Denn wer junge Menschen qualifizieren will, muss sie auch begleiten. Und wer sie binden will, muss ihnen das Gefühl geben, gesehen, gebraucht und gefördert zu werden. Dabei bietet gerade Bildung eine enorme Chance – nicht nur zur Qualifikation, sondern zur Bindung.
Bildung = Bindung: Warum Ausbildung nicht reicht
Ausbildung im engeren Sinne vermittelt Regeln, Abläufe und Verhalten. Doch junge Schiris brauchen mehr: Sie suchen Orientierung, Bestätigung, Entwicklungsmöglichkeiten und Anschluss. Genau das kann moderne Bildung leisten – wenn sie:
- Kompetenzen statt nur Inhalte vermittelt
- Austausch ermöglicht
- Reflexion fördert
- und dabei zeitgemäß, digital und flexibel gestaltet ist
Bildung, die junge Menschen begleitet statt belehrt, kann ein entscheidender Faktor sein, um sie dauerhaft im Ehrenamt zu halten.
Drei Konzepte, die in der Praxis wirken
1. Social Video Learning: Peer-Learning mit Tiefe und Praxisbezug

Junge Schiedsrichter:innen lernen besonders effektiv im Austausch mit anderen – aber nicht nur durch Diskussionen, sondern durch das gemeinsame Bearbeiten konkreter Spielsituationen. Genau hier setzt Social Video Learning an: eine didaktische Methode, die Peer-Learning digital, interaktiv und kontextnah ermöglicht. In einem typischen Social-Video-Szenario analysieren die Teilnehmenden reale Spielsequenzen direkt im Video. Sie setzen Marker an Schlüsselszenen, kommentieren Regelauslegungen, beurteilen Entscheidungen – und tauschen sich über diese Kommentare aus.
Das Lernen geschieht also im Medium, nicht nur über das Medium – und in Beziehung zu anderen.
Was macht Social Video Learning so wertvoll?
- Es verknüpft fachliche Kompetenzvermittlung mit sozialer Interaktion.
- Es fördert Reflexion durch die Auseinandersetzung mit anderen Sichtweisen.
- Es unterstützt das selbstgesteuerte Lernen, ohne isoliert zu sein.
- Und es schafft einen geschützten Raum, in dem Fehler keine Blamage, sondern Lernanlässe sind.
2. Tandem-Modelle: Gemeinsam starten, gemeinsam wachsen
Gerade zu Beginn der Schiedsrichterlaufbahn ist die Unsicherheit groß: Wie gehe ich mit Drucksituationen um? Wie trete ich selbstsicher auf? Was mache ich bei Gegenwind von außen? Das Tandem-Modell setzt genau hier an – mit einer Kombination aus persönlicher Begleitung, gemeinsamem Lernen und vertrauensvollem Austausch.
Ein Tandem besteht typischerweise aus einem erfahrenen Schiri und einem neuen Schiri. Sie begleiten sich über mehrere Wochen oder Monate, leiten teilweise Spiele gemeinsam, geben sich gegenseitig Feedback und reflektieren Erlebtes – sei es am Spielfeldrand oder in digitalen Reflexionsphasen.
Was macht Tandemlernen so effektiv?
- Es schafft einen sicheren Lernraum, in dem auch Unsicherheiten offen angesprochen werden dürfen.
- Es fördert den Transfers des theoretischen Wissens in die Praxis, da Situationen unmittelbar gemeinsam erlebt und ausgewertet werden.
- Es bietet die Chance, Verantwortung schrittweise zu übernehmen, ohne sofort allein vor schwierigen Aufgaben zu stehen.
- Und: Es verbindet Generationen im Schiedsrichterwesen – Erfahrungswissen wird nicht nur weitergegeben, sondern gemeinsam weiterentwickelt.
Tandem-Modelle sind damit nicht nur eine didaktische Maßnahme, sondern ein starkes Signal der Wertschätzung gegenüber neuen Engagierten – und ein Motor für den Aufbau von Gemeinschaft.
3. Mentoring-Programme: Persönliche Entwicklung im Mittelpunkt
Noch strukturierter als Tandem-Modelle sind Mentoring-Programme, in denen erfahrene Schiedsrichter:innen gezielt jüngere Kolleg:innen über einen längeren Zeitraum begleiten. Hier steht nicht nur die Vermittlung von Wissen im Vordergrund, sondern die individuelle Entwicklung der Mentees – sowohl fachlich als auch persönlich.
Mentor:innen sind mehr als Ausbilder:innen: Sie sind Vertrauenspersonen, Impulsgeber:innen, Reflexionspartner:innen und manchmal auch einfach Zuhörer:innen. In regelmäßigen Treffen – persönlich oder digital – werden Fragen geklärt, Erfahrungen geteilt und Entwicklungsschritte gemeinsam geplant. Digitale Lernmodule, Selbstreflexionsaufgaben oder Videoanalysen können dabei flexibel eingebunden werden.
Warum Mentoring ein starker Bindungsfaktor ist:
- Es schafft Verlässlichkeit in einer oft unübersichtlichen Anfangsphase.
- Es unterstützt gezieltes, individuelles Lernen, das an persönlichen Stärken und Herausforderungen anknüpft.
- Es vermittelt das Gefühl: „Da ist jemand, der sich wirklich für meinen Weg interessiert.“
- Und es fördert langfristige Beziehungen, die weit über die Ausbildung hinaus Wirkung entfalten können.
Mentoring ist damit nicht nur ein Bildungsinstrument, sondern auch ein Kulturbaustein – für ein Schiedsrichterwesen, das auf Dialog, Vertrauen und persönlicher Entwicklung basiert.
Digitale Bildung als Ermöglicher
Viele junge Menschen lernen digital – mobil, flexibel und selbstgesteuert. Bildung muss sich diesen Gewohnheiten anpassen.
edubreak®CAMPUS bietet hierfür ideale Voraussetzungen:
- Kommentierte Spielszenen für interaktive Videoanalysen
- Austauschfunktionen für Peer-Learning und Gruppenreflexion
- Kompetenzorientierte Aufgabenstellungen
- Plattformunabhängigkeit – Lernen auch unterwegs möglich
Durch diese Kombination wird aus formaler Ausbildung ein Lernerlebnis, das individuell begleitet, zum Mitmachen einlädt und nachhaltig wirkt.

Bildung schafft Bindung – wenn sie auf Beziehung setzt
Letztlich geht es bei der Nachwuchsbindung im Schiedsrichterwesen nicht nur um neue Methoden – sondern um Haltung: Sehe ich die jungen Menschen als reine Regelanwender:innen? Oder als wachsende Persönlichkeiten mit Potenzial und Anspruch auf Entwicklung?
Bildung, die auf Beziehung, Beteiligung und Begeisterung setzt, kann den Unterschied machen. Und: Sie kann verhindern, dass der Sport in Zukunft ohne diejenigen dasteht, die ihn regelkonform möglich machen.
Du willst mehr über digitale Bildungsformate zur Nachwuchsförderung erfahren?
Ob Peer-Learning, Videoanalyse oder Mentoring mit edubreak® – wir begleiten dich und deinen Verband bei der Umsetzung! Gemeinsam stärken wir die Schiris von morgen!