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Regeln zur Erstellung Aufgaben für Blended Learning

Kompetenzorientiertes Aufgabendesigns im Blended Learning

Was für Bildungsverantwortliche in der Präsenz in der Regel leicht von der Hand geht – die Entwicklung guter Aufgaben – kann sich im Bereich der onlinegestützen Lehre (Blended Learning) als Herausforderung entpuppen: Wie erstellt man motivierende Aufgaben für die dezentralen Lernphasen, die man mit Hilfe von PC oder Mobile umsetzt? Am Ende sollen diese Aufgaben dabei helfen, dass die Lernenden Bildungsprobleme flexibel und „wissender“ lösen können, was wir allgemein als Kompetenzen bezeichnen.

Das EKSPo-Modell

Der Sportpädagoge Ralf Sygusch von der Universität Erlangen-Nürnberg hat gemeinsam mit Kollegen ein Kompetenzmodell für sportbezogene Bildungsprozesse entwickelt, er nennt es kurz „EKSpo“. Dieses beinhaltet drei Ideen oder Teilkonzepte: Erstens geht es ihm um eine bessere Passung oder Balance von Lernzielen, Lern- und Prüfungsprozessen (nennt man auch Cognitive Alignment), zweitens zeigt er in einem grafischen Modell bzw. einer Taxonomie, wie sich unterschiedliche Niveaustufen von Lernergebnissen ordnen lassen und drittens gibt er uns Kriterien an die Hand, die gute, d.h. vor allem auch wirksame Aufgaben auszeichnen.   

Von der Theorie zur Praxis

Das EKSpo-Modell gibt und eine tragfähige Grundlage, um Bildungsverantwortliche dabei zu unterstützen, Aufgaben zu entwickeln, gerade auch Aufgaben für die onlinegestützte Lehre! Um dieses „Praktischwerden“ im Rahmen von Blended Learning-Veranstaltungen weiter voranzutreiben, konzentrieren wir uns im Folgenden auf zentrale Schritte bei der Entwicklung von Aufgaben, sowie auf die Erstellung einer grafischen Übersicht, die Praktikern bei den ersten Schritten helfen soll.

Egal ob man sich an Fachbegriffe erinnern oder das eigene Handeln kreativ weiterentwickeln soll, in allen Fällen ist die Bewusstmachung und Orientierung an Lernzielen von entscheidender Bedeutung, denn nur so lassen sich passenden Methoden finden, nur so lässt sich das Ergebnis überprüfen. Lernziele lassen sich grundsätzlich in kognitive, affektive und psychomotorische Ziele einteilen. Im Sport spielen alle drei Kategorien eine große Rolle! Was wir uns an dieser Stelle merken sollten ist folgendes: Wenn wir Lernziele definieren, greifen wir häufig auf Ziele zurück, die vielsagende Deutungen zulassen und schwer zu beobachten sind (begreifen, erkennen, einsehen, können, nachempfinden etc.). Besser ist es, wenn wir uns auf nachprüfbare bzw. sichtbare Ziele konzentrieren: aufzählen, herstellen, kommentieren etc. wohlwissend, dass das „Wesentliche unsichtbar ist“, wie es uns Antoine de Saint-Exupéry im kleinen Prinzen zuruft.

Wer sich bei diesem Schritt vom EKSpo-Modell unterstützen lassen will, wird dort fündig; es werden drei zentrale Phasen unterschieden: Erste Phase „subjektives Wissen aktivieren“, zweite Phase objektives Wissen erwerben“ und dritte Phase „subjektives und objektives Wissen praktisch nutzen, also Können (vgl. Grafik).

Aufgabenhilfe konkret!

Die drei genannten Phasen – die nicht zwingend aufeinander folgen müssen – können in unterschiedliche Schritte eingeteilt werden. Jeder Schritt kann und soll im Folgenden zu einer Aufgabenstellung inspirieren! Im Idealfall durchläuft man im Lernprozess alle drei Phasen!

Subjektives Vorwissen aktivieren

Subjektives Wissen kann auf unterschiedlichste Arten aktiviert werden. Aufgaben in diesem Schritt dienen dazu, sich des eigenen Vorwissens, der eigenen Vorstellungsbilder und verdeckten Einstellungen bewusst(er) zu werden und sie in geeigneter Form (möglichst) explizit zu machen. Medien, die bei diesem Schritt helfen sind Videos, Audiodateien oder Texte.

Wissen vernetzen & explorieren

Eigenes Wissen durch „objektives Wissen“, d.h. Fachtexte oder Expertenmeinungen anzureichern oder zu ergänzen, verschiedene Quellen zu neuem Wissen zu verdichten, darum geht es in diesem Schritt. Ganz praktisch kann man das in einer Aufgabe durch Rückfragen bei anderen fachkundigen Kollegen:innen oder durch eine (wissenschaftliche) Literaturrecherche tun. Somit entsteht z.B. eine Irritation oder ein neues Gesamtbild zu einem Thema. Um dieses neue Bild oder die neue Gedankenwelt explizit zu machen, kann man Wissensvisualisierungen (z.B. Mind-Maps), Texte (z.B. Blogs) oder Videoproduktionen (via. Handy) nutzen.

Handeln vorbereiten

Sich zu überlegen wie konkretes, d.h. auch professionelles Handeln aussehen könnte, darum geht es in diesem Schritt. Mit dem Zusatz „professionell“ wollen wir darauf hinweisen, dass die Aufgabe so gestaltet sein muss, dass das sichtbare Handeln (Performanz) auf die angestrebte Kompetenz verweisen sollte, es hier also einen begründbaren Zusammenhang gibt. Medien, die die Aktivitäten rund um „Handlungen vorbereiten“ unterstützen sind z.B. verbalisierte Präsentationen (via Screenrecording), Exceltabellen (Trainingspläne) oder Blogbeiträge.

Handeln durchführen und reflektieren

Handeln kann entweder geplant oder ungeplant (spontan) erfolgen. Aufgaben in diesem Bereich sollen Lernende zum eigenen Tun auffordern (Realisierung des Plans). Erinnert sei an die Definition des Lernziels: „Was genau soll gezeigt, getan, umgesetzt werden? Was sind Gelingensbedingungen und Erfolgskriterien? Um das eigene Handeln anschließend zu reflektieren, muss das Handeln dokumentiert werden. Das zentrale Medium zur Handlungsreflexion ist Video und Videokommentierung.

Handeln innovieren

In diesem Schritt wird das Handeln neu ausgerichtet bzw. an die gesammelten Erkenntnisse angepasst. Das Ergebnis sollte in Form von Videos, Infografiken, Texten oder Präsentationen festgehalten werden.

Digitale Medien helfen dabei, die in den Aufgaben formulierten Herausforderungen umzusetzen. Soziale Lernwerkzeuge innerhalb eines LMS (Learning Management Systems) schaffen für die Neuausrichtung des Bildungsangebotes den geeigneten und notwendigen Rahmen.