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Social Video im bildungswissenschaftlichen Kolloquium

Gastbeitrag von Alexa Brase und Gabi Reinmann

Von der Präsenzveranstaltung zum blended colloquium

Das wissenschaftliche Netzwerk Design-Based Research als methodologischer Rahmen in der Bildungsforschung (DBR-Netzwerk) wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert, um den DBR-Forschungsansatz weiterzuentwickeln. Zum Programm gehören auch Kolloquien, also auf Fachgespräche ausgelegte Veranstaltungen. Hier stellen Forschende in einer frühen Karrierephase (Promovierende und Post-Docs) ihre Projekte vor und diskutieren sie mit Expertinnen und Experten. Das erste Kolloquium des Netzwerks sollte am 20. Januar 2022 stattfinden.

Ursprünglich war ein Präsenzkolloquium geplant, mit Vorträgen und Gesprächen in großen Seminarräumen an der Universität Paderborn. Als klar war, dass eine Präsenzveranstaltung im Januar 2022 nicht nur in kleinerem Rahmen, z.B. in einem Hybridsetting, sondern eher gar nicht infrage kommt, kam schnell der Gedanke ins Spiel, aus der Not eine Tugend zu machen: Mit edubreak® wurde die Veranstaltung zu einem „blended colloquium“ umgestaltet, das nicht nur einen Ersatz für ein Präsenzkolloquium darstellte, sondern echten Mehrwert bot.

Wie wurde die Veranstaltung vorbereitet und durchgeführt?

Schon im Sommer 2021 hat eine kleine Arbeitsgruppe aus dem DBR-Netzwerk einen Call for Abstracts verfasst und im September über den netzwerkeigenen Blog veröffentlicht. Daraufhin haben Promovierende und Post-Docs aus verschiedenen Bereichen der Bildungsforschung (mit Fokus auf Fachdidaktik, außerschulische Angebote, Berufsbildung oder Hochschule) per E-Mail Beitragsvorschläge eingereicht. Von einer Gutachtergruppen wurden 12 Beiträge ausgewählt und ein Programm erstellt: 8 Posterpräsentationen sollten als Videos über einen edubreak®-Kurs zur Annotation freigegeben werden, vertiefte Diskussionen hierzu (verteilt auf 4 parallele Tracks), 4 Vorträge und eine Keynote in einem synchronen Termin am 20. Januar live stattfinden.

5 Wochen vor dem synchronen Termin erhielten die Poster-Referentinnen und -Referenten Zugang zum edubreak®-Kurs, um dort ihre Poster und Videos hochladen zu können. Ob sie ein Screencast, Vortragsvideo oder ein anderes Format nutzen wollten, war ihnen überlassen. Im Januar erhielten schließlich alle anderen Teilnehmenden – Expertinnen und Experten aus dem Netzwerk, weitere Vortragende sowie Interessierte – Zugang zum Kurs sowie ein Dokument mit Hinweisen zum Ablauf der Veranstaltung.

  • 8 Tage hatten die insgesamt etwa 60 Teilnehmenden Zeit, sich mindestens die beiden Posterpräsentationen anzusehen, an deren Diskussion sie sich auch später im synchronen Termin beteiligten wollten. Sie waren aufgefordert, über zeitmarkengenaue Videokommentierung Rückfragen, Hinweise und konstruktive Kritik anzubringen. Dem Veranstaltungskontext und den verschiedenen Zielgruppen angemessen war das jedoch keine Aufgabe an alle, sondern ein Angebot, das in höchstem Maße die Expertinnen und Experten angenommen haben.
  • 4 weitere Tage waren den Referentinnen und Referenten vorbehalten: Re-Kommentierung war möglich; vor allem aber war eine intensive Auseinandersetzung mit den Kommentaren vorgesehen, auf deren Basis ein Diskussionseinstieg für den synchronen Termin vorbereitet wurde.
  • Im synchronen Termin gaben die Poster-Referentinnen und -Referenten jeweils eine kurze Einführung und gingen auf Fragen und Hinweise ein. Dann wurde weiterdiskutiert. 
  • Weitere, rein synchrone Programmpunkte folgten auf die Postersession.
  • Im Nachgang wurde der edubreak®-Kurs genutzt, um während des Termins genannte Literaturhinweise und aufgezeichnete Vorträge zu teilen. Außerdem organisierten einige Teilnehmende über den Kurs einen weiteren Austausch.

Wie ist die Bilanz des blended colloquium?

Zu den 8 Videos wurden insgesamt 164 (Re-)Kommentare gemacht, die meisten davon von Expertinnen und Experten sowie anderen Vortragenden, was dem Zweck der Veranstaltung angemessen ist. Vor allem diejenigen, die mit dem Thema DBR noch wenig vertraut sind, hielten sich in der Fachdiskussion eher zurück, konnten laut eigener Aussage dennoch viel für sich mitnehmen. Das wurde auch von den Expertinnen und Experten wahrgenommen: Schon in der asynchronen Phase traf beim Koordinationsteam die Rückmeldung ein, dass sich edubreak® ausgesprochen gut für ein digitales Kolloquium eigne.

„Ein gutes Format, also ein wirklich gutes Format“, war auch die spontane Reaktion einer Professorin in der Abschlussdiskussion der Veranstaltung. Die Postersession, die in eine asynchrone und eine synchrone Phase geteilt wurde, konnte an inhaltlicher Tiefe gewinnen. Verständnisfragen, die gerade in einer forschungsbereichsübergreifenden Veranstaltung viel Raum einnehmen können, konnten vorab aufgefangen werden. Durch die inhaltliche Vorbereitung aller Beteiligten in der asynchronen Phase konnte der Austausch im Vergleich zu einer Postersession, wie sie bei Tagungen üblich ist, wesentlich weiter ins Detail gehen – und das nicht nur aufgrund der Zeit, die in den Austausch gesteckt wurde, sondern auch durch die größere Beständigkeit des geschriebenen Wortes: Fragen, die als Videokommentare gestellt, Erläuterungen, die als Rekommentare angebracht werden, sind allgemein weniger flüchtig als im Gespräch und können präziser rezipiert werden. Sie können gemeinsame Anker für den darauf aufbauenden Austausch darstellen.

Neben den Vorteilen der Videokommentierung ist auch die Unterstützung nicht zu unterschätzen, die ein edubreak®-Kurs bei der Organisation und Dokumentation einer Veranstaltung bietet: Es gibt keine Zugriffsschwierigkeiten, weil die Teilnehmenden aus verschiedenen Institutionen kommen; es ist keine Vielzahl an nachträglichen E-Mails nötig, um Foliensätze und Quellenhinweise zugänglich zu machen; es braucht keine Vermittlung, um den eigenständigen Austausch von Teilnehmenden nach der Veranstaltung zu unterstützen.

Der Einsatz von Social Video, aber auch weiterer Funktionen von edubreak® im bildungswissenschaftlichen Kolloquium hat sich also ausgezahlt: Poster konnten vertieft diskutiert werden und die Referentinnen, Referenten und Teilnehmenden konnten viel aus der Veranstaltung mitnehmen.

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