Blended Learning Szenarien nutzen für eine erfolgreiche Kennenlernphase
Egal ob ein neues Ausbildungsjahr, eine neue Lizenzstufe oder ein neuer Kurs im Rahmen eines Workshops; im Bereich Bildung spielen Hintergrundinformationen und Vorwissen zur neuen Teilnehmergruppe eine bedeutende Rolle. Sowohl das Wissen über jede einzelne Person, aber auch das Gespür für das Gruppengefüge und die Gruppendynamik sind entscheidend für die Qualität der Lehre sowie der Wahl von Methodik und Vorgehensweise.
Vorstellungsrunden in der heutigen Präsenz-Lehre
Ein beliebter Weg, um dieses Wissen zu erlangen ist das Durchführen von Einführungs- bzw. Kennenlernspielen. Für jedes Alter und jede Zielgruppe gibt es einen großen Pool an frei zugänglichen und bereits vielfach erprobten Angeboten. Vorteile solcher Präsenzeinführungen sind, neben der Information für den Lehrenden, auch das Umsetzen bestimmter Ziele wie beispielsweise das Fördern von Kommunikation,das Entwickeln einer Gruppendynamik sowie das Abbauen von Hemmschwellen bzw. Barrieren unter den Teilnehmenden. Das gewünschte Ergebnis ist meist die Bekanntmachung mit Namen und weiteren Kurzinformationen untereinander, das Wecken von gemeinsamen Interessen und das Einstimmen auf die folgende Lehre. Ein solcher Einstieg ermöglicht es, in einer freundschaftlichen Atmosphäre ankommen zu können.
Welche Nachteile können diese Techniken haben? Zum einen muss für die zielführende Umsetzung ausreichend Zeit eingeplant werden. Wertvolle Präsenzzeit, die oft knapp bemessen ist, für Spiele zu nutzen, kann bei den Teilnehmenden auch für Unmut sorgen. Je nach Zielstellung des Angebotes und nach Alter der Lernenden muss der Nutzen solcher Angebote gut differenziert werden. Zum anderen sollte die soziale Komponente nicht außer Acht gelassen werden. Für viele können solche Aktionen auch unangenehm sein und den Lernerfolg hemmen. Nicht jeder spricht schnell und ungezwungen mit Fremden über persönliche Dinge. So muss die Person sich entweder selbst herausnehmen oder sich zwingen ein Teil der Kennenlernrunde zu werden. Beides ist für einen angenehmen Einstieg nicht förderlich.
Dezentrales Kennenlernen in der Online-Lernumgebung
Wie können nun also im Blended Learning-Kurs die Vorteile der Einführungsrunde gebündelt und die Nachteile verringert werden? Ein erfolgreiches Blended Learning-Format baut sich aus einer einführenden dezentralen Phase auf, welche asynchron online abgehalten wird und schafft eine direkte Verbindung zum folgenden zentralen Teil in der Präsenz. Abschließend schafft der Lehrende eine zweite dezentrale Online-Phase, welche für Reflexionsarbeit genutzt wird. Für die Thematik der Vorstellungsrunde sind die ersten beiden Phasen entscheidend. Thematisch ist es empfehlenswert den ersten dezentralen Teil zu nutzen, um die Teilnehmenden aufzufordern, gezielte Inhalte zur eigenen Person einzubringen. Dies können beispielsweise die Erstellung eines persönlichen Profils, das Schreiben eines Blogbeitrages zu den täglichen Aufgaben im Beruf oder das Hochladen eines kurzen Vorstellungs-Videos sein. Dies ermöglicht es den Teilnehmer:innen sich aus dem eigenen gewünschten Licht zu zeigen, ohne den Druck der Gruppe zu spüren. Sie zeigen sich im gewohnten Umfeld mit ihrem eigenen Können und präsentieren ihre Person somit mit Stolz.
Um die Interaktion und die Gruppendynamik bereits vor der zentralen Arbeit anzustoßen, könnte eine weitere Aufgabe darin bestehen, die Inhalte der Kursmitglieder zu kommentieren oder beispielsweise eine spielerische Aufgabe zu den Personen zu stellen, wie etwa das Angebot „3 Aussagen zu deiner Person“. Diese Aktion bietet die Möglichkeit den Austausch online anzuregen. Ziel ist es in drei Aussagen über sich selbst, zwei Wahrheiten und eine Lüge unterzubringen. Die Kursmitglieder können im Anschluss kommentieren, welches die Lüge ist. So entwickeln sich bereits vorab offene Gespräche in einem neuen Kurs.
Blended Learning: Verbindung Dezentrale - Zentrale Phase herstellen
Im Anschluss, d.h. im ersten Präsenzteil kann es zu kommunikativen Hemmschwellen kommen. Daher ist es von Vorteil, zu Beginn Bezug auf die dezentrale Vorstellungsrunde zu nehmen und einige Punkte daraus aufzugreifen. Hier könnten zum Beispiel die Lügen des Angebotes „3 Aussagen zu deiner Person“ aufgedeckt werden. Diese Vorgehensweise schlägt eine gute Brücke zwischen den Lern-Phasen. Vorteil ist es zudem, das bedeutend weniger Zeit in der Präsenz benötigt wird, da der wesentliche Teil der Voraktivierung und Kommunikation schon im Vorfeld entwickelt wurde.
Auf diese Weise verbindet die Vorstellungsrunde das Beste aus beiden Welten des vermischten Lernens. Alle Teilnehmer:innen bringen sich im geschützten Online-Raum mit individuellen Beiträgen ein und in der Präsenz kann auf besonders interessante, witzige, bemerkenswerte Inhalte exemplarisch eingegangen werden.
Unter vielen Gesichtspunkten ist es also sinnvoll und zielführend direkt im dezentralen Einführungsteil die Vorteile der Online-Phase für eine Vorstellungsrunde zu nutzen.