Es ist ein Ruck durch die Bildungslandschaft gegangen. Neue digitale Möglichkeiten nehmen Einfluss auf bekannte Lehr- und Lernszenarien. Dies führt dazu, dass didaktische Konzepte sich nach und nach wandeln. Inzwischen geht es in lernenden Organisationen nicht mehr um das „Ob“ und das „Wann?”, sondern vor allem um das „Wie?“ und das „Wo?” der digitalen Umstrukturierung. Im Sektor der Online-Lernplattformen und Lernmanagementsysteme (LMS) finden sich zunehmend neue Umgebungen, welche unterschiedliche Möglichkeiten bieten. Sie unterscheiden sich nicht nur in ihrer didaktischen Herangehensweise und ihren Funktionen, sondern es zeigen sich vor allem deutliche Unterschiede in der preislichen Gestaltung. Mit diesem Blogbeitrag wollen wir einen ersten Ein- und Überblick in das Thema geben.
Gibt es Unterschiede zwischen einer Online-Lernplattform und einem Lernmanagementsystem?
Ein Lernmanagementsystem ist im Grunde genommen nichts anderes als eine Online-Lernplattform. Der Unterschied ist am Ende marginal. Lernplattformen sind in der Regel komplexe Systeme, welche technische Voraussetzungen für das Abrufen und Bereitstellen von Lehrinhalten bieten. Ein LMS hingegen kann nach Bedarf sehr vielschichtig angelegt werden, es bietet die Möglichkeit individueller an spezielle Ansprüchen angepasst zu werden (Quelle:https://www.mylearncoach.ch/unterschied-lms-lernplattform).
Sowohl Lernplattformen als auch LMS können dabei eigenen Content beinhalten oder ausschließlich vom Nutzenden mit Inhalten befüllt werden.
„Gratis” Lernmanagementsystem – das steckt dahinter!
Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgendjemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften. Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld. Das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.
John Ruskin Tweet
Im Entscheidungsprozess um die Wahl des LMS oder der Plattform sollte demnach nicht die Höhe des finanziellen Invests im Zentrum stehen. Vielmehr geht es um die realistische Einschätzung der vorhandenen Ressourcen und mediendidaktischen Kompetenzen inhouse. Eine kostenfreie Software so aufzubauen und zu betreuen, dass sie für alle Referierenden und Lernenden Mehrwert erzeugt, bedarf neben fachlichen Kompetenzen vor allem viel Zeit und ein motiviertes Team. Des Weiteren sollte das didaktische Ziel die Wahl des Anbieters stark beeinflussen. Ist das Ziel, dass möglichst viele Lernende einen möglichst umfangreichen Inhalt konsumieren und dieser am Ende via simplen Multiple-Choice-Test abgefragt wird, dann bedarf es sicher keiner speziell ausgereiften Lehr- und Lernumgebung. Geht es jedoch um einen elementaren Wandel der eigenen Lehrangebote durch Digitalisierung, sind die ersten Schritte ein didaktisches Re-Design und das Erarbeiten einer passenden pädagogischen Strategie. Beides lässt sich nur mit methodisch ausgereiften Systemen erreichen.
Investieren Organisationen zu Beginn wenig, kann ihr Outcome nur dann zufriedenstellend sein, wenn sie mit ausreichend technischem und didaktischem Personal sukzessive an der Entwicklung der Plattform arbeiten. Dieser Einsatz kann jedoch auf dem Weg zum Ziel den geschätzten Aufwand maßgeblich überschreiten. Zudem gilt es zu beachten, dass mit dem Wachstum der Plattform häufig Folgekosten durch den Anbieter entstehen.
Gehen Technologie und Didaktik Hand in Hand, funktionieren komplexe Lehr- und Lernszenarien nachhaltig.
Eine andere mögliche Strategie wäre, nach Online-Lernumgebungen zu suchen, welche technisch und didaktisch bereits so aufgebaut sind, dass sie Ihre Zielsetzungen unterstützen. Idealerweise können Sie die Umgebung direkt mit einem Pilotprojekt in Ihrer Organisation testen und so an einem echten Fall prüfen ob, sich Ihre didaktischen Zielvorstellungen mit den methodischen Angeboten der Lernumgebung decken. In einem Fall wie diesem ist in der Regel der finanzielle Startinvest höher – allerdings ist meist auch der qualitative Output größer. Gehen Technologie und Didaktik Hand in Hand, funktionieren komplexe Lehr- und Lernszenarien nachhaltig.
Die Umstrukturierung der Bildungsformate ist demnach keine reine Kostenfrage, sondern vielmehr eine der Ressourcenverteilung. Wie viel Wissen und Manpower kann meine Organisation zum erfolgreichen Umbau der bekannten Didaktik einbringen? Mit welcher Wahrscheinlichkeit führt diese Einschätzung dann zum Erreichen der gesteckten Ziele?
Das Ergebnis ist das was zählt!
Egal ob kostenpflichtige Anbieter oder Open-Source Plattformen wie Moodle, Ilias und Co., das Wichtigste im Prozess rund um die digitale Transformation von Bildung ist, dass es am Ende funktioniert. Die Lernenden haben durch Medienbegleitung unterschiedliche neue Möglichkeiten, sei es Flexibilität, nachhaltige Inhalte, Vernetzung oder das Erlangen neuer Kompetenzen. Die Lehrenden verbessern die Qualität ihrer Bildungsformate und vertiefen durch neue didaktische Paletten ihre Inhalte. Zudem sind die Organisationen durch attraktive, zeitgemäße Angebote langfristig interessant für ihre Zielgruppen. Am Ende zählt nur das Ergebnis und seine Nachhaltigkeit.
Erst die Didaktik, dann die Technik
Digitalisierung von Bildung ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen geschieht. Die vielfältigen Erfahrungen, die wir Ghostthinker in den vergangenen Jahren machen durften, haben uns gezeigt, wie wichtig es ist, die Didaktik zuerst zu denken und dann die Technologie darauf folgen zu lassen. Das bedeutet nicht selten, bekannte Bildungsprogramme vollkommen auf den Kopf zu stellen und das neue Programm vom Ende „herzudenken“. Was sollen die Teilnehmenden meines Programms nach Abschluss des Lehrgangs können und wissen? Die Referierenden sind daher gefordert, das Beste aus ihren Inhalten zu extrahieren und elementare Themen so in den Fokus zu rücken, dass diese zur Entwicklung von Kompetenzen führen und diese möglichst durch aktives Handeln und Reflektieren der Lernenden deutlich werden. Ein Blended-Learning-Aufbau unterstützt einen intensiven Lernprozess. Die enge Verknüpfung von Online-Einheiten und Präsenzterminen fördert die aktive Auseinandersetzung mit Theorie und Praxis. Das Ziel, welches mit diesem durchdachten Konzept verfolgt wird, ist Bildung in seiner Qualität zu optimieren, sie nachhaltig zu gestalten und die lernenden Organisationen bei ihrer Weiterentwicklung im Rahmen der Digitalisierung zu unterstützen.