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Sportvereine als Safe Space: Wenn der sichere Raum beschnitten wird
Sportvereine fungieren längst nicht mehr nur als wichtige Institution für sportliche Freizeitaktivitäten aller Altersgruppen. Gesellschaftlich bilden sie bundesweit einen wesentlichen Grundpfeiler für das Gemeinwesen, fördern die Integration und den sozialen Rückhalt und schlagen Brücken zwischen Menschen jeglicher Herkunft.
Doch was, wenn diese tragende Säule des Gemeinschaftsgefühls dadurch verletzt wird, dass ihr die Sicherheit genommen wird? Die alarmierenden Ergebnisse der Safe Sport Studie der Deutschen Sporthochschule Köln sowie die steigende Anzahl an Missbrauchsfällen in Sportvereinen, die in den letzten Jahren an die Öffentlichkeit gelangten, verdeutlichen: Es besteht ein dringender Bedarf an präventiven Maßnahmen, damit sich Sportler:innen aller Altersgruppen bei ihren Aktivitäten in Sportvereinen sicher und geschützt fühlen.
Eine aktive “Kultur des Hinsehens und der Beteiligung” als Schlüssel
Die Safe Sport Studie untersuchte 2016 im Rahmen einer Online-Befragung bei rund 1.800 Athleten:innen in insgesamt 57 Sportverbänden das Ausmaß der Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt in Deutschland.
- Etwa ein Drittel der befragten Athlet:innen hat laut der Studie bereits eine Form von sexualisierter Gewalt im Sport erlebt
- Einer von neun befragten Sportler:innen gibt zudem an, schwere und/oder lang anhaltende sexualisierte Gewalt im Sport erfahren zu haben
- Zudem wurde festgestellt, dass weibliche Athletinnen signifikant häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen seien als Athleten
- Die Mehrheit der betroffenen Sportler:innen habe die erste Erfahrung sexualisierter Gewalt vor dem 18. Lebensjahr gemacht
Gleichzeitig ergab die Studie, dass eine klare “Kultur des Hinsehens und der Beteiligung” innerhalb der Sportvereine im Wesentlichen dazu beitrage, das Risiko für alle Formen der sexualisierten Gewalt zu senken. Es ist daher unerlässlich, ein niederschwelliges und für alle Akteur:innen zugängliches Angebot zur Aufklärung über Gewaltprävention im Sport innerhalb der Vereinsstruktur zu schaffen.
Wie Politik und Sportverbände Gewaltprävention angehen
In enger Zusammenarbeit entwickelten der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die deutsche Sportjugend (dsj) einen klaren Stufenplan der die Mitgliedsorganisationen bei der Umsetzung von Maßnahmen und einer gezielten Kulturveränderung unterstützen soll. Ende diesen Jahres (2024) sollen alle Stufen implementiert sein.
Das Thema ist auch politisch brisant und auf der Agenda der Bundesregierung. Ziel des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) ist es, ein eigenes Zentrum für Safe Sport zu initiieren. Das Ergebnis des agilen Dialogforums u.a. mit DOSB, der dsj, Mitgliedsverbänden und Athlet:innen-Vertreter:innen ist eine klare Roadmap für das Zentrum. Kernaufgabe wird die Unterstützung aller Beteiligten bei der Kulturveränderung sein.
Was genau ist Gewaltprävention im Sport?
Gewaltprävention umfasst alle Maßnahmen, die ergriffen werden, um Gewalt in sportlichen Umgebungen zu verhindern. Dies umfasst physische, psychische und sexuelle Gewalt. Das Ziel der Gewaltprävention ist es, die Sicherheit und das Wohlbefinden der Sportler:innen zu gewährleisten und eine positive, gewaltfreie Sportkultur zu fördern. Eine erste sehr niederschwellige Einführung in das Thema geben die kurzen Videos auf der Seite des DOSB.
Ziele von Gewaltprävention
Gewaltprävention im Sportverein kann auf verschiedene Weise umgesetzt werden. Eine Möglichkeit besteht darin, Richtlinien und Verhaltenskodizes für alle Mitglieder des Vereins einzuführen. Diese klaren Regeln sollen sicherstellen, dass alle Sportler:innen respektvoll miteinander umgehen und keine Gewalt ausüben.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Gewaltprävention ist die Sensibilisierung für sexualisierte Gewalt im Sport. Es ist entscheidend, dass alle Mitglieder des Vereins, insbesondere Trainer:innen, über die Anzeichen von sexuellem Missbrauch informiert sind und wissen, wie sie darauf reagieren sollten. Schulungen und Informationsangebote können helfen, das Bewusstsein für dieses wichtige Thema zu schärfen.
Welche Methoden und Übungen zur Gewaltprävention gibt es?
Es gibt auch spezifische Methoden und Übungen, die zur Gewaltprävention eingesetzt werden können. Beispielsweise können Rollenspiele verwendet werden, um Konfliktsituationen nachzustellen und den Teilnehmenden beizubringen, wie sie gewaltfrei reagieren können. Auch die Förderung von sozialen Kompetenzen wie Kommunikation, Empathie und Konfliktlösung kann Gewalt vorbeugen.
Wie Gewaltprävention im Cheerleading funktioniert
Wie ein entsprechendes Angebot zum Thema Gewaltprävention geschaffen und verbandsübergreifend zum Einsatz kommen kann, zeigt der Deutsche Cheerleading und Cheerdance Verband Deutschland (CCVD). Der CCVD erkannte bereits frühzeitig, dass er eine besondere Verantwortung hat, da er oft mit jungen Sportler:innen arbeitet. Der Sprotverband entwickelte in diesem Zuge den Blended Learning Kurs “Augen auf, Ohren auf”, der darauf abzielt, eine sichere und respektvolle Trainingsumgebung zu schaffen. Im Webinar zeigten Franziska Hoffmann und Darija Bauer, Präventionsbeauftragte des (CCVD), wie sie durch Blended Learning einen wirkungsvollen Kurs zum Thema Gewaltprävention im Verband erfolgreich implementieren konnten.
Erhalte hier einen Einblick in den Aufbau des Blended Learning Kurses des CCVD:
Play Video about Thumbnail Webinar Gewaltprävention CCVD
Blended Learning Kurse als Bildungsformat für Gewaltprävention
Wie das Beispiel des CCVD zeigt, eignen sich Blended Learning Kurse als effektives Bildungsformat für die Gewaltprävention im Sport. Diese Kurse kombinieren Online-Lerninhalte mit praktischen Übungen und Präsenzterminen und ermöglichen es aufgrund ihrer digitalen Ausrichtung, das Thema Gewaltprävention einer breiten Zielgruppe im Sportverband zugänglich zu machen. So kann von der Vereinsmanagerin bis zum Trainer jede:r sein Wissen über Gewaltprävention aufzufrischen und neue Fähigkeiten erlernen, um entsprechende Missbrauchsfälle zu identifizieren und gezielt zu verhindern.
Auch wir wollen weiterhin unseren Beitrag dazu leisten, den Verbandssport sicherer zu machen. Du möchtest bei der Umsetzung entsprechender Bildungsmaßnahmen unterstützt werden? Wir beraten dich gerne bei der Gestaltung und dem Aufbau gewaltpräventiver Bildungsangebote.